Das Krankenhaus im Dilemma: Pflegefachkräftemangel verschärft den wirtschaftlichen Druck

„Motivierte und qualifizierte Pflegekräfte müssen zunehmend in einem Arbeitsumfeld agieren, welches teilweise von hohem Patientendurchsatz, hoch komplexen Krankheitsbilder sowie hohem ökonomischen Druck geprägt ist.“ [1]

In diesem Zitat wird einmal mehr deutlich, wie destruktiv das Arbeitsumfeld der Pflege empfunden und geprägt wird. Ebendiese Sicht bewirkt eine Motivationsverlust und professionell pflegende wandern aus dem Beruf. Das Problem für die aktuell beschäftigten Pflegekräfte spitzt sich zu und das Problem der Arbeitsverdichtung pro Pflegekraft nimmt noch einmal zu. Diese Spirale muss nicht ausgeführt werden, um zu erkennen, dass dies ein wirtschaftliches Desaster mit sich bringt.

Doch wie kann das Problem behoben werden?

Der Magnet-Ansatz in amerikanischen Krankenhäusern verzeichnet immense Erfolge:

„Magnetkrankenhäuser zeichnen sich dadurch aus, dass es dem Management gelingt, über einen längeren Zeitraum eine Kultur zu etablieren, in der professionelles, ergebnisorientiertes und wirtschaftliches Arbeiten keine unauflöslichen Widersprüche bilden, sondern in einen konstruktiven, sich befruchtenden Prozess überführt werden, der täglich wieder auf das Neue auf dem Prüfstand steht. Dieser Prozess umfasst das gesamte Krankenhaus und keineswegs nur die Pflege – Aber in diesen Krankenhäusern wird der Pflege Raum für die gebührende Rolle im Genesungsprozess der Patienten gegeben“ [2]

Sicher ist ein amerikanisches Krankenhaus nicht in gleicher Weise auf ein deutsches Krankenhaus übertragbar, jedoch können Prinzipien übernommen und angewandt werden. Im ersten Schritt muss die eigene Haltung reflektiert werden. Es kann nicht davon ausgegangen werden, dass etwas deklariert wird und es somit „einfach anders gemacht wird“. Wenn die Überzeugung fehlt, wird die Handlungsebene ihr folgen.

Der Magnetansatz verfolgt drei Grundelemente:

  1. Führung: Das Management versteht sich weniger als „Taktgeber“ und mehr als Prozessbegleiter. Hierbei taucht die Führung zunehmend als „Leader“ auf. Prozesse werden transparent dargestellt und argumentiert, sodass die Beteiligten die Möglichkeit haben, ihr Handeln zu reflektieren und das angestrebte Ziel so effektiv wie möglich zu erreichen. Hier soll das Gefühl „Wir arbeiten gemeinsam am großen Ganzen“ getriggert werden. [3]

  2. Empowerment der Pflege: Die Pflege als größte Berufsgruppe im Krankenhaus, soll sich beteiligt und selbstwirksam fühlen. Entscheidungen werden gemeinsam getroffen und besonders die Führung legt dem einen transformationalen Führungsstil zugrunde. Hierarchien werden abgebaut und die Qualifikation des Einzelnen findet Anwendung. [4]

  3. Ergebnisorientierte Pflege[5]: Auch in Deutschland werden Daten zur Behandlung der Patient*innen in Form eines Qualitätsberichtes dargestellt. Die Ergebnisorientierte Pflege der Magnetkrankenhäuser baut darauf auf. Es wird als Form des Wettbewerbs gesehen, die geringste Anzahl an beispielsweise Dekubiti, freiheitsentziehende Maßnahmen oder Stürze zu haben. Der Ansatz bewirkt, dass die Pflegequalität als maßgeblich betrachtet wird, das Thema also zentral behandelt wird. Gleichzeitig strahlt es nach außen eine große Marketingwirkung aus. Deutsche Krankenhäuser haben vielleicht nicht das Problem, dass die Menge an Patient*innen zu gering ausfällt, jedoch wird die Pflegequalität im Gegensatz zu ärztlichen Leistung untergeordnet betrachtet und somit fallen die Investitionen in Form von Fortbildung, zeitliche Ressourcen und Innovation auch dementsprechend aus. Dies ist sicher kurzfristig gesehen sehr nachvollziehbar auf Grund des Vergütungssystems der DRG`s in Deutschland, langfristig gesehen, wird jedoch wenig in die größte Berufsgruppe – die Pflege – wenig investiert und somit kann von einer gleichbleibenden oder sogar steigenden Pflegequalität nicht ausgegangen werden.

Abschließend bleibt die Frage:
Welche Kultur wollen wir in deutschen Krankenhäusern etablieren?
Und welche Auswirkungen können erwartet werden? 

Diese Fragen scheinen zentral und müssen durch das Management beantwortet werden mit dem Blick auf die Zukunft. Pflegekräfte müssen ihren Beruf wieder als attraktiv empfinden und einen gewissen Stolz entwickeln, professionell in der Pflege arbeiten zu können. Das Ansehen des Berufes wird weder durch Präsenz in den Medien noch durch eine bessere Bezahlung allein steigen, wenn nicht die inhaltliche Arbeit das Gefühl des wertigen transportiert. 

Wir im KonFAIRenzraum entwickeln gemeinsam mit Ihnen eine Strategie zur Unternehmenskultur, die das Gefühl der Selbstwirksamkeit und somit die Zufriedenheit Ihrer Mitarbeitenden fördert. Folgende Vorteile bietet unsere systemische Beratung:

·      Nachhaltige Lösungen

·      Individuelle Lösungsansätze

·      Dauerhafter Erfolg

·      Ganzheitliche Betrachtung

·      Wertschätzung der Mitarbeiter*innen

Literatur

  1. Marc Weeren: Das Magnet-Krankenhaus-Programm – Pflegefachkräftemangel und strategische Wettbewerbssituation aktiv gestalten. In: Jürgen Stierle (Hg.): Handbuch Strategisches Krankenhausmanagement. Wiesbaden: Springer Fachmedien Wiesbaden 2019, S. 261–276, hier S. 262.
  2. I. Smerdka-Arhelger: Wissensmanagement in Zeiten des Wettbewerbs – ein Plädoyer für die Wiederentdeckung der Pflege. In: Pflege im Wandel gestalten – Eine Führungsaufgabe. Berlin: Springer 2012, S. 132–141, hier S. 137.
  3. Vgl. E.M. Hammann: Dezentrale Leadership. Wiesbaden: Gabler Verlag 2008, S. 85.
  4. Vgl. Weeren: Das Magnet-Krankenhaus-Programm – Pflegefachkräftemangel und strategische Wettbewerbssituation aktiv gestalten, S. 264.
  5. Vgl. Ebd.
Mitarbeiterin Bettina Maier
Bettina Maier